Dienstag, 23. Juli 2013
Urlaub
Das war also mein Urlaub. Nachdem mein Cousin also am Vierten fast ohne Zwischenfälle eingetroffen war (hier wurde wegen der Snowden-Gerüchte extra auf einreisende Europäer geachtet), haben wir uns auch gleich auf den Weg gemacht, denn die Zeit drängte. Bolivien ist kein allzu kleines Land (auch wenn es im Vergleich mit einigen Südamerikanischen Nachbarn dann doch etwas unscheinbar wirkt) und obwohl es im Laufe seiner Geschichte zahlreiche Kriege und damit auch die Hälfte seiner ursprünglichen Fläche verloren hat, hat dieses Land immernoch einiges zu bieten. Sowohl kulturell als auch landschaftlich ist es sehr vielfältig uns so ist es ein aussichtsloses Unterfangen in nur zwei Wochen ganz Bolivien auch nur ein bisschen kennenzulernen.
Wir haben uns also die wichtigsten machbaren Ziele herausgesucht und diese besucht. Den Rest kann ich mir hoffentlich später einmal, wenn ich viel Zeit und Geld habe, in Ruhe anschauen und weil so etwas in Gesellschaft immer mehr Spaß macht, sage ich jetzt schon einmal: Freiwillige vor!
(Das ganze liegt natürlich noch einige (evtl. viele) Jahre in der Zukunft).

Zuerst sind wir in die Chiquitania gefahren. Das ist das gebiet östlich von Santa Cruz de la Sierra, in dem eine Reihe Missionsdörfer der Jesuiten aus der Kolonialzeit liegen. Wenn man Kirchen mag, ist das auf jeden Fall mal eine Reise wert, aber auch sonst ist es eine gute Möglichkeit in Bolivien anzukommen und nicht gleich auf 4000 Meter höhe zu steigen. Es gibt dort natürlich auch ein Bisschen Natur und Landschaft zu bewundern und das Klima ist um einiges angenehmer, als im Hochland.

Dort ging es nach ein paar Tagen dann aber sofort hin, denn dort liegen die meisten der Attraktionen Boliviens. Über Cochabamba sind wir also nach Potosí gefahren, was über besagten 4000 Metern liegt. Ich kann euch sagen, auch der gemütlichste Reisebus ist in der dritten Nacht in folge nicht mehr gemütlich, besonders, wenn man krank wird.
Ach ja, krank... Einer von uns beiden war eigentlich immer krank. Glücklicherweise haben wir uns ganz gut abgewechselt. Mein Cousin kam ja frisch aus Deutschland und durfte sich somit zunächst einmal mit der Essensumstellung herumschlagen. Als es ihm dann langsam ganz gut ging, habe ich natürlich angefangen zu kränkeln (wie immer im Urlaub) und dazu kam dann noch die Höhe und alles, was sie mit sich bringt (Höhenkrankheit, Leistungsschwäche, Kälte, trockene Luft, etc.). In Potosí gingen also schon anderthalb Tage allein dafür drauf.

Ansonsten ist Potosí eine sehr geschichtsträchtige Stadt. Im sechzehnten Jahrhundert wurde dort im die Stadt überragenden Berg Silber gefunden und die Stadt wuchs zur zweitgrößten Stadt der Welt (nach London aber vor Berlin, Paris und Rom) an und gilt als "die Stadt, die der Welt am meisten gegeben hat". Damals konnte man einfach einer Ader folgen und fast pures Silber aus dem "Cerro Rico" ("Reicher Berg") holen. Etwa acht Millionen Indigene kamen dort bei der Zwangsarbeit unter den Spaniern um.
Heute gibt es kaum noch Silber im Berg, aber es arbeiten immernoch etwa 15000 Arbeiter in den Minen - unter fast denselben bedingungen wie vor zweihundert Jahren. Sie gewinnen dort hauptsächlich Zinn, aber auch etwas Blei, Zink, Kupfer und Silber unter härtesten Bedingungen, verdienen dabei aber eben deutlich besser als sonst irgendwo in der Stadt. Die Lebenserwartung unter Minenarbeitern, die teilweise mit 13 Jahren dort anfangen, liegt bei etwa 45 Jahren.
Eine dieser Minen haben wir also besucht. Nachdem wir auf dem Markt vorher noch Getränke, Coca und Dynamit als Geschenke gekauft haben, sind wir etwa zwei Stunden unter Tage gewesen. Dort zu Atmen ist nicht nur wegen der Höhe, sondern auch durch die schlechte Luft schwierig und das ganze wäre für Chemiker bestimmt nochmal so faszinierend: Überall kommen grüne Substanzen aus der Wand, setzen sich Kristalle wie Schnee ab und sogar die Hitze dort wird durch die Oxidation irgendeines vorkommenden Stoffes erzeugt. Am Ende überwog aber jedenfalls für mich die Anstrengung, was aber auch an meinem ein Jahr lang angesparten Bolivienspeck liegen kann.

Danach ging es nach Uyuni und von dort aus auf eine Dreitagestour zum Salar, Lagunen, Felsen, Tieren und Geothermik. Das hier alles auszuführen wäre nun wirklich zu viel, aber in Person kann ich davon gerne mal berichten. Viel auf dieser Reise muss man aber auch einfach sehen, weil es eben einfach tolle Landschaften sind. Wir haben zwar Fotos gemacht, aber so richtig kommt das Erlebnis dabei natürlich auch nicht herüber.

Als nächstes sind wir zu unserer letzten Station nach La Paz gefahren. Hauptzweck war, die "Todesstraße" zu befahren (über 3000 Höhenmeter mit dem Fahrrad herunter) und den obligatorischen Touristeneinkauf zu tätigen (den man sinnvollerweise am Ende der Reise macht). Dazu gibt es eigentlich nicht so unglaublich viel zu erzählen.. Das Fahrradfahren hat einen Riesenspaß gemacht und wir sind nicht gestorben.

Dann sind wir nach Santa Cruz zurückgekommen und waren zum Abschluss noch bei den Lomas de Arena (Sanddünen). Dort blies dann aber so ein starker Wind, dass wir im Grunde gleich wieder umgedreht haben. Wetterbedingt haben wir dann die verbleibenden anderthalb Tage hauptsächlich die hiesigen Kinos ausprobiert und gestern ist mein Cousin dann nach einem kleinen Abschlusschurrasco auch schon wieder abgereist.

Ich habe nun noch eine Woche, bis ich wieder bolivianischen Boden verlasse, mein Jahr hier ist fast vorbei und ich werde die Resttage wohl hauptsächlich damit verbringen mich zu verabschieden und zu packen. Ganz bald bin ich also schon wieder in der Heimat.


Wie versprochen, hier noch ein paar Fotos von der Reise:


Eine der Kirchen in der Chiquitania. Fast alle von ihnen sind in diesem Stil und aus Holz.

Mein Fieberthermometer. Voll analog. Verzweifelt habe ich versucht, es dazu zu bewegen, doch wieder unter 36 °C zu sinken, damit ich es noch einmal benutzen kann, aber es hat sich hartnäckig geweigert und seine Meinung bis heute nicht geändert.

In der Mine in Potosí. Dies ist eine der geräumigen Stellen.

Auf dem Eisenbahnfriedhof bei Uyuni.

Der Salar von einer Insel aus. Wie man sieht, sind wir nicht die einzigen, die dort eine Tour machen.

Eines der besten Flamingofotos. Diese Tiere scheinen nicht so viel Wert darauf zu legen, für Fotos zu posieren.

Es gab erstaunlich viele gute Kletterfelsen, worüber sich ein Hobbykletterer natürlich extrem freut.

Flamingaos dürfen hier nicht fliegen. (?)

Das sind Vicuñas. Lamas, nur kleiner, wild und mit viel feinerem Fell.

Nicht nur hier in der Wüste zieht jede Reisegruppe eine riesige Staubwolke hinter sich her.

Ein Vizcacha. Auch diese Tiere sind nicht allzu begeistert davon, fotografiert zu werden.

Auch hier im Nationalpark, fern von jeglicher Zivilisation, wo ein Snickers 1,50 € kostet, auch hier ist es offenbar ein Thema...

Warmer Dampf in eisiger Morgenluft. Der kommt hier rund um die Uhr in einem Affenzahn aus dem Boden geschossen.

Ein Löwe und ein Springer.

Lamas.

Der erste Teil der Todesstraßentour ist noch gut ausgebaut und man kann ganz ruhig und ungebremst bergab rollen.

Das ist auf dem zweiten Teil dann nicht mehr der Fall. Dies ist übrigens die einzige Straße in Bolivien, auf der Linksverkehr herrscht. Also immer schön am Hang fahren.

Und ja, wenn man vergisst zu lenken, kann man hier gut und einfach sterben. Aber solange man nicht beim Fahren einschläft, ist das eigentlich kein Problem.

La Paz.

Dies ist offiziell mein Lieblingshochhaus in La Paz.

Das Abschiedschurrasco.

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