Sonntag, 4. November 2012
El día de Difuntos
Am Freitag war ja Allerseelen und das ist hier Feiertag. Es wurde also nicht gearbeitet sondern auf den Friedhof gegangen. Da haben wir vor ein paar Wochen extra sauber gemacht, was echt ein Akt war, da das ganze nach einem Jahr schon ziemlich dreckig war und der Wind einem das dann zu allem Überfluss auch noch ins Gesicht wehen musste..
Wir sind also am Freitagmorgen zum Friedhof, mit zwei Thermoskannen heißen Wassers und dem restlichen Mate-Zubehör im Gepäck, und haben dort ein paar Blumen platziert und Mate getrunken. Am Eingang gab es sogar Polizeikontrolle (Alkohol verboten). Dort sitzt man dann also, tut das, was in Deutschland wohl Kaffetrinken wäre und trifft Leute. Da es an diesem Tag sehr regnerisch war, mussten wir uns allerdings oft unterm Dach verstecken.
So ein Friedhof sieht hier (ich denke mal auch Großstadtbedingt) übrigens etwas anders aus, als man das aus Deutschland kennt. Es gibt wohl auch solche, aber die meisten sehen hier so aus: Statt Gräbern im eigentlichen Sinne hat so etwas wie Regale, in dessen Fächer die Särge reinkommen. Die Öffnung vorne wird dann verschlossen und Beschriftet (wobei auf den wenigen belegten in unserem "Regal" nur das Todesdatum oder sogar nur der Todesmonat stehen und kein Geburtsdatum). In der mitte eines solchen "Regals" ist dann meistens noch ein Raum, in dem Bilder, Blumen, Kerzen, Figuren und was man da noch so alles reinstellen möchte, platzieren kann.


Wie gesagt, es hat geregnet. Und wie das hier so ist bei Regen, steht erst einmal alles unter Wasser. Friedhof, Straße, alles.

Morgens war auf dem Friedhof noch nicht so viel los, als wir dann aber gegen Abend nochmal hingefahren sind (wieder mit Mate bepackt), war es da voll. So einen vollen Friedhof bekommt man in Deutschland wohl nie zu Gesicht. Andere Familien hatten sogar Tische, Stühle und ausgewachsene Mahlzeiten dabei. Wie man das hier zelebriert, ist also auch ziemlich familienabhängig. Mir wurde auch zugetragen, dass es im Hochland üblich ist, Gerichte nur für die Toten hinzustellen, da das der Tag ist, an dem sie nochmal ins Jenseits zurückkommen (oder so ähnlich).

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Was mache ich hier eigentlich?
Nun bin ich bald schon 100 Tage hier, und habe noch immer nicht näher ausgeführt, was ich in meinem Projekt eigentlich so mache. Dann also jetzt:

Mein Projektalltag sieht folgendermaßen aus:
Morgens gegen acht Uhr fange ich an, zu arbeiten. Dann wird gefrühstückt und dann werden den Vormittag über ganz verschiedene Dinge gemacht. Wenn die Jungs Hausaufgaben haben, müssen die selbstverständlich gemacht werden. Dabei zu helfen, gehört natürlich auch zu meinen Aufgaben, was sich teilweise doch eher schwierig gestaltet, da viele von denen schon am kleinen Einmaleins scheitern, aber trotzdem zweistellige Divisionen bewerkstelligen sollen (was, wie man es sich vielleicht denken kann, schwerlich möglich ist), und viele von den kleineren auch mit dem Buchstabieren große Schwierigkeiten haben (was im Spanischen auch etwas schwieriger zu erklären ist, da zum Beispiel das c in ce als "z" in ca aber als "k" ausgesprochen wird).
Ansonsten gehen wir öfter mal auf den nahe gelegenen Bolzplatz oder spielen auf dem Hof. Gegen Mittag ist dann für alle Duschen und für die Schule anziehen angesagt (ordentliche Hose, Hemd), damit um Eins gegessen werden kann und alle um Zwei in der Schule sind.
Dienstags sind wir vormittags bisher immer zur Fußballschule Tahuichi gefahren, wo die Jungs und auch die Mädchen aus dem Mädchenhaus, im Fußball unterwiesen wurden. Nun beginnt aber ein ähnliches Projekt von Real Madrid, das Dienstags und Donnerstags sein wird, weshalb wir am vergangenen Dienstag das letzte mal bei der Tahuichi waren.

Außerdem liegen natürlich manchmal spezielle Dinge an. So war ich zum Beispiel letzte Woche mit ein paar anderen Nahrungsmittel abholen. Die sind eigentlich für schwangere Bolivianerinnen, die hier vom Staat Milchprodukte gestellt bekommen. Das was nicht abgeholt wird, wird dann von der produzierenden Firma an die Heime Santa Cruz' verteilt. Insesamt waren 38 Heime vertreten und jedes hat einen ganzen Haufen bekommen. Dies hier ist unser Anteil. Allerdings mussten wir zu viert etwa das Anderthalbfache zwei Stockwerke tiefer zur Straße tragen, wo wir es dann mit Taxen weggefahren haben, da wir auch das Zeug für das Kinderdorf (was wegen mehr Kindern auch etwas mehr war) dorthin getragen haben.

Nachmittags, wenn die Kinder in der Schule sind, kann ich Montags und Freitags meistens früher gehen. Das wird sich aber vermutlich auch bald ändern, da Mitte November die etwa dreimonatigen Sommerferien anfangen. Dienstags und Donnerstags gehen wir auf die Straße arbeiten und Mittwochs fahre ich zum Kinderdorf, um Brot und Eier zu holen (wobei es im Moment keine Eier gibt, da die Hühner alle an irgendeiner Epidemie gestorben sind).
Außerdem kann man je nach Eigeninitiative natürlich auch noch andere Dinge machen. Am Dienstag habe ich mit Paul (dem anderen deutschen Freiwilligen in meinem Projekt) Apfelkuchen gemacht. Wir haben vierfaches Rezept gemacht und das ist dann doch eine ganze Menge Teig.


Ganz optimal ist der zwar nicht geworden, da das mit so einem Gasofen doch irgendwie schwieriger ist, aber geschmeckt hat er allen.

So viel erstmal dazu.

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